Österreichisches EinkaufsForum 2017 des BMÖ – Transparenz und Informationsaustausch statt Egoismus und Nationalismus

Herausforderungen im spannungsgeladenen wirtschaftspolitischen Umfeld unter dem Einfluss von Digitalisierung diskutierten 150 Einkaufsexperten aus dem DACH-Raum auf dem Jahresevent des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) im Wiener Haus der Industrie (05./06.10.2017).

Gastredner Vizekanzler a.D. Dr. Erhard Busek (Institut für den Donauraum und Mitteleuropa/IDM) bezeichnete den „neuen Nationalismus der Länder als alten Egoismus“, der bis in einzelne EU-Richtlinien reiche. „Mauern haben schon in China wenig gebracht“, betonte er. Als „großen Fehler“ bezeichnete Busek, dass EU und die Länder verpasst hätten, mit Ländern wie der Türkei „rechtzeitig zu reden“. Zudem hätten die osteuropäischen Nationen „noch keine wirkliche Akzeptanz erfahren“. Österreichs Vizekanzler a.D. forderte Politiker und Unternehmenslenker auf, weniger Informationshortung zu betreiben. Neben derzeit dominierenden politischen Aspekten dürfen laut Busek auch Kriterien wie Bildung nicht aus den Augen geraten: „Bildung ist bisher keine Kompetenz der EU. Aber wir brauchen dringend mehr Diskussionen über Inhalte, anstatt nur über Organisationsformen zu reden.“ Buseks Abschlussstatement vor den Einkaufsexperten: „Wir brauchen mehr fähige Leute in der Politik. Machen Sie mit!“

Auch Dr. Christian Haring (BMÖ-Präsident, Director Global Supply Chain Management, AVL List GmbH) warnte vor dem weiteren Keimen des Nationalismus. Nur gemeinsam und länderübergreifend seien globale Herausforderungen anzugehen. Auch für Einkauf und Logistik sei eine intensive, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit weltweiten Partnern kritischer Erfolgsfaktor. „Große Unternehmen brauchen KMU in der Lieferkette. Die Frage ist, ob und wie KMU sich im Zuge fortschreitender Digitalisierung behaupten können“, so Haring.

Isabella Meran-Waldstein (Bereichsleiterin Forschung, Technologie und Innovation bei der Industriellenvereinigung/IV) betonte die Notwendigkeit dringend zu verbessernder Rahmenbedingungen in Sachen Fördersysteme, Breitbandausbau und IT-Security. Einkauf spiele bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle „eine besondere Rolle als Big Data Manager im Data driven Procurement.“

Heinz Pechek, geschäftsführender Vorstand des BMÖ und Leiter der BMÖ-Akademie, verwies in seiner Eröffnungsrede auf die große Bedeutung des von „vielen Unternehmen unverständlicherweise noch immer unterschätzen Störfallmanagements“. Risikovermeidung, Risikoteilung und Risikoreduktion seien nicht nur angesichts deutlich gestiegener globaler Gefährdungspotenziale Pflicht. „Störfälle gilt es entlang aller Stufen der Wertschöpfungs- und Lieferkette schon aufgrund der sich dramatisch ändernden Technologien professionell in den Fokus zu nehmen“, so Pechek. Dazu gehöre die Unterstützung der Geschäftsleitung.

Awards 2017
Der BMÖ vergab während des EinkaufsForums den „Austrian Supply Excellence & Einkauf 4.0 Award 2017“ an die ÖBB-Holding AG (Wien), die Logicdata GmbH (Deutschlandsberg) und die riskmethods GmbH (München) für herausragende Beschaffungs- und Logistiklösungen. Vier Unternehmen erhielten Anerkennungspreise: FACC Operations GmbH, Österreichische Post AG, Rexel Austria GmbH und Rosendahl Nextrom GmbH. Melanie Zahner wurde mit dem Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

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