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Kommissionierverfahren in der Intralogistik – Von der Papierliste zur Datenbrille

Und da ist die nächste Bestellung eingegangen. Für Online-Händler und ihre Mitarbeiter in der Logistik geht jetzt die Arbeit los – das Produkt muss gepickt, verpackt und versendet werden. An sich ein einfacher Prozess, doch mit mehr Optimierungspotenzial, als viele auf den ersten Blick denken. Denn wer die richtige Kommissioniermethode verwendet, spart Zeit und Geld. Doch welche unterschiedlichen Verfahren gibt es und wo liegen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methode?  

Ein Lager wirkt für Unerfahrene oft wie ein Ameisenhaufen. Picker laufen von Regal zu Regal und fischen einzelne Artikel aus den Fächern. Früher – aber teilweise noch immer – laufen die Mitarbeiter mit einem Zettel durch die Hallen, auf denen die zu kommissionierenden Produkte aufgelistet sind. Diese Art des Kommissionierens nennt sich „Pick-by-Paper“ und wirkt nicht nur mit Blick auf die Digitalisierung veraltet. Johanna Bellenberg, Director Marketing & Communications bei Picavi in Herzogenrath bei Aachen, geht davon aus, dass in vielen Lagern auch heute noch mit Papier-Pick-Listen gearbeitet wird. „Dennoch würde ich sagen, dass zum jetzigen Zeitpunkt Pick-by-Scan und Pick-by-Voice am verbreitetsten ist“, ergänzt sie. Ihrer Meinung nach wird jedoch „Pick-by-Vision“ die Arbeit im Lager revolutionieren. „In den kommenden Jahren wird Pick-by-Vision die führende Kommissioniertechnik werden.“

Einstufig oder mehrstufig? Ware zum Mann oder doch lieber Mann zur Ware?

Bei der Kommissionierung unterscheidet man grundlegend zwischen einer einstufigen und einer mehrstufigen Kommissionierung. Bei der einstufigen Kommissionierung wird der Picker auftragsbezogen durch das Lager geleitet. Das führt dazu, dass die Ware anschließend nicht mehr sortiert werden muss. Bei der zweistufigen Kommissionierung hingegen werden mehrere Aufträge zu einem Gesamtauftrag gebündelt. Es wird also artikelbasiert kommissioniert. Die Entnahme der Ware und die Zusammenstellung der Kundenaufträge sind hier voneinander getrennt. Erst nach Abschluss des Auftrages wird die Ware auf die verschiedenen Kundenaufträge sortiert. Abhängig von der Kommissioniermethode ergibt sich eine bestimmte Kommissionierzeit, einer der wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren in einem Logistikzentrum. Über sie kann bestimmt werden, wie lange die Erfüllung eines Kommissionierauftrages dauert und welche Kosten dadurch im Geschäftsprozess Kommissionierung entstehen.

Neben der einstufigen und mehrstufigen Kommissionierung wird zudem auch zwischen dem dynamischen System „Ware-zum-Mann“ und dem statischen System „Mann-zur-Ware“ unterschieden. Bellenberg erklärt die Unterschiede: „Bei der Mann-zur-Ware-Kommissionierung erfolgt die Materialentnahme in der Regel manuell durch den Kommissionierer. Dieses Verfahren hat vergleichsweise geringe Investitionskosten bei gleichzeitig hoher Kommissionierleistung zum Vorteil. Bei dem „Ware-zum-Mann“-Prinzip erfolgt die Bereitstellung der Ware dynamisch und automatisiert – die Ware wird mittels Fördertechnik direkt zum Werker befördert.“ Doch für welches Lager eignet sich welches System? Dadurch, dass die „Mann-zur-Ware“-Kommissionierung einen vergleichsweise geringen Investitionsaufwand bedeutet und sich besonders bei kleinen Auftragsgrößen und bei Waren von geringem Gewicht eignet, kann das System vor allem bei KMUs wirtschaftlich eingesetzt werden. Man sollte jedoch bedenken, dass die Warenentnahme für die Mitarbeiter zu einer erhöhten Anstrengung führen kann. Die „Ware-zum-Mann“-Kommissionierung hingegen erreicht zwar schnell eine vergleichsweise hohe Kommissionierleistung, doch sind die Investitionskosten für automatisierte Regal- und Entnahmesysteme recht hoch. Mögliche Ausfälle der Technik können im schlimmsten Fall sogar zu einem Lagerstillstand führen.

Pick-by-Paper / Scan / Voice / Light / Vision

Unter der Annahme, dass kleine und mittelständische Unternehmen primär auf das System „Mann-zur-Ware“ setzen und sehr wahrscheinlich mehrstufig kommissionieren, stellt sich die Frage, welches Kommissionierverfahren sich am besten für den eigenen Betrieb eignet. Die Auswahl dabei ist groß. Neben dem bereits zu Beginn genannten Verfahren „Pick-by-Paper“ unterscheidet man weiterhin zwischen „Pick-by-Scan“, „Pick-by-Voice“, „Pick-by-Light“ und „Pick-by-Vision“. Abhängig von der Lagerstruktur, der Branche, dem Lärmpegel, dem Artikelgewicht, etc., unterscheiden sich die Anforderungen der Nutzen der unterschiedlichen Kommissionierverfahren, weswegen auf die Frage „Welches Verfahren ist das Beste?“ keine allgemeingültige Antwort gegeben werden kann.


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© Picavi

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