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Ohne Datenschutz ist Industrie 4.0 nicht möglich

Datenmissbrauch und Datenmanipulationen stehen im Zeitalter der Digitalisierung auf der Tagesordnung. Damit die Idee der Smart Factory nicht schon zum Scheitern verurteilt ist, bevor sie umgesetzt wird, sind Politik und Unternehmen gefordert, ihre Kräfte zu bündeln.

Das Dilemma fängt häufig schon mit vermeintlichen Belanglosigkeiten an. Mit dem Download einer kostenlosen Taschenlampen-App zum Beispiel, um im Stockdunklen das Schlüsselloch zu finden. Oder mit einer Spiele-App, die hilft, lange Wartezeiten am Bahnhof zu überbrücken. Einmal heruntergeladen und installiert – schon platzieren sich die im Smartphone hinterlegten Kontaktdaten auf Servern, die auf den Philippinen, in China oder Russland stehen. In der Welt der kostenlosen Internetservices sind Daten längst zu einer harten Währung geworden. Die Nachfrage danach ist groß. Firmen und Organisationen reißen sich darum, ihre Botschaften zielgenau an den Mann zu bringen.

Manche Apps gehen noch weitaus aggressiver vor: Sie zeichnen komplette Bewegungsprofile auf oder übermitteln mitgehörte Gespräche ungewollt in wildfremde Hände. Auch vor Unternehmen macht der Datenklau längst nicht mehr halt. Mit den digitalen Services, die heutzutage den Markt überfluten, hat sich in den letzten Jahren eine beängstigende Welle der Wirtschaftskriminalität herausgebildet. Das Risiko des Datendiebstahls hält sich dabei längst nicht mehr nur in Smartphone-Apps versteckt. Zu den am häufigsten von Spionageaktivitäten betroffenen Risikogruppen zählen insbesondere die sensorbasierten technischen Anwendungen, die sich längst in jedem Fahrzeug, in jedem modernen Hochregallager und in jedem Roboterarm wiederfinden. Je intensiver Unternehmen ihre Daten mit andern Unternehmen austauschen, desto mehr steigt das Risiko, möglichen Datenmanipulationen zum Opfer zu fallen. Am Ende steht die Gefahr, dem Wettbewerb einen tiefen Einblick in die aktuelle Auftragslage zu geben. Die Hoheit über die eigenen Daten: Sie ist in unserer Zeit längst nicht mehr nur im privaten Bereich, sondern auch im Geschäftsleben regelrecht abtrünnig geworden.

Gemeinsame Spielregeln zu formulieren wird zur Pflicht.
Im Rahmen der von der Fraunhofer-Gesellschaft ins Leben gerufenen „Industrial Data Spaces Association“ haben sich einige Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mittlerweile auf einen gemeinsamen Schulterschluss verständigt. Bei der Initiative geht es im Groben gesagt darum, einen geschützten Datenraum zu schaffen, der ausschließlich zertifizierten Partnern vorbehalten ist und festlegt, nach welchen Spielregeln der Austausch und die Weiterverarbeitung interner Daten zwischen Unternehmen auch in Zukunft risikolos ermöglicht werden kann. Rund 70 Unternehmen, 12 Fraunhofer-Institute sowie Vertreter aus der Politik stehen aktuell im engen Austausch, um für mehr Sicherheit im Datenverkehr zu werben. Bekommt die Initiative genügend Unterstützung, stehen die Chancen gut, dass der vertrauenswürdige Datenraum schon in absehbarer Zeit länderübergreifend zum Standard wird.

Denn eines ist sicher: Nur durch die Vereinbarung einheitlicher und transparenter Eigentums- und Nutzungsverhältnisse sowie durch den Aufbau hierarchrischer Sicherheitsvorkehrungen wird es letztlich möglich sein, ein sicheres Fundament für datenbasierte Dienstleistungen und digitalisierte Souveränität zu schaffen.

Redaktion: Karin Walter

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 3/2018

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