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Gemeinsam Berge versetzen. The Game Changer.

eCommerce Day & Google Shopping Day: Besucherrekord bei Österreichs wichtigster eCommerce Veranstaltung. Handelsverband und Google holten nationale & internationale Top-Speaker nach Wien. 

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will eröffnete den eCommerce Day 2018 und ließ die vergangenen 18 Jahre seit der ersten Ausgabe des Branchenevents Revue passieren. Viel ist seither passiert: Facebook und Google haben den weltweiten Werbemarkt erobert, Amazon hat mit seinem Marktplatz den eCommerce revolutioniert und das Smartphone wurde zur treibenden Kraft im Online-Shopping mit beeindruckenden Wachstumsraten. „Auch der Handelsverband will weiterhin wachsen, um den heimischen Handel bestmöglich zu unterstützen. Bitte unterstützen Sie uns ebenfalls – mit Knowhow aus der Praxis, mit Gesprächen, mit Ihren Anliegen. Gemeinsam können wir Berge versetzen“, so Will.

Die Kunst digitaler Verführung.
„Nichts ist leichter lenkbar als Aufmerksamkeit“ – so das Credo von Karl Kratz. Der Online Marketing Guru aus Berlin lieferte in seiner Keynote
völlig neue Denkimpulse und verblüffte das Publikum mit seiner Architektur der Realität. „Es ist Ihre Aufgabe, die Aufmerksamkeit kaufwilliger Menschen so zu lenken, dass in ihrer Wahrnehmung die von Ihnen gewünschte Realität entsteht“, so Kratz. Drei Methoden seien dafür entscheidend: Erstens die Leitung von Aufmerksamkeit, um Realität gezielt zu erzeugen, zweitens die Erhöhung der Resonanz, und drittens die Nutzung von Symbolik.

Jeden Tag hinterfragen: Innovate or Die.
Nur die Mutigsten haben im eCommerce noch eine Chance, davon ist Alexander Graf überzeugt. Der Gründer des deutschen Technologieanbieters Spryker Systems gilt als Impulsgeber für den digitalen Umbruch von Geschäfts- und Handelsmodellen. Seine Botschaft: „Es reicht im Handel nicht mehr aus, das eigene Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Lineare Strategien allein genügen nicht, denn in der digitalen Ökonomie ist überhaupt nicht planbar, was morgen noch funktioniert.“ Angesichts des massiven Wachstums von Amazon – der US-Handelsriese wächst pro Tag um 150 Mio. Dollar Umsatz – eine Herausforderung. Entscheidend seien heute Kundenfokus, Agilität und vor allem Schnelligkeit: „Geschwindigkeit ist online alles!“

Cross Border Commerce als Herausforderung und Chance.
Die erste Studienpräsentation des Tages war Harald Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung bei UNITO und Leiter der Handelsverband-Plattform Versandhandel und eCommerce, vorbehalten. Der Handelsverband-Vizepräsident stellte die brandneue E-Commerce Studie Österreich 2018 erstmals der Öffentlichkeit vor und lieferte spannende Zahlen: +6 % Wachstum für den heimischen E-Commerce Markt, +20 % im Mobile Shopping.

Erstmals wurde auch Voice Commerce analysiert: Immerhin 3 % der heimischen Haushalte haben bereits Amazon Alexa oder Google Assistant im Wohnzimmer. Im anschließenden Fireside Chat mit George Godula zum Cross Border Handel sprach Gutschi über die Paketlawine aus Asien und die Tricks der chinesischen Händler, um europäische Zoll- und Mehrwertsteuer-Vorgaben zu umgehen. „Internationaler Handel ist gut und wichtig. Nicht in Ordnung ist, dass nur der österreichische Handel Zoll und Mehrwertsteuer abführt. Mehr als 7 Millionen unversteuerte Pakete aus China sind keine Kleinigkeit“, so Gutschi.

Godula, Gründer und Geschäftsführer des Handelsverband-Partners Web2Asia, lebt seit 2006 in Shanghai und kennt den chinesischen Markt wie seine Westentasche. Im Gepäck hatte er wie immer beeindruckende Zahlen aus China: 1,4 Mrd. Menschen, davon 700 Mio. mit Online-Zugang – ein gigantischer eCommerce-Markt. Allein Marktführer Alibaba hat mittlerweile pro Monat mehr als 540 Mio. aktive Online-Shopper. Sein Rat an die anwesenden Händler: „Wir Österreicher müssen ein viel größeres Selbstbewusstsein in die hohe Qualität unserer Produkte haben. Vieles davon ist prädestiniert für den chinesischen Markt. Immerhin ist China heute der weltweit größte Markt für Luxusgüter.“

EU Update: Gut gedacht, gut gemacht.
Frederik Palm, Präsident der European eCommerce & Omni-Channel Trade Association (EMOTA) und damit bestens vernetzt in Brüssel, gab in seinem Vortrag einen Einblick in die aktuellen Projekte und Herausforderungen auf europäischer Ebene. Er referierte u.a. über den Brexit, das EU-Freihandelsabkommen mit Japan (JEFTA) und den digitalen EU-Binnenmarkt, der 27 nationale Märkte zum größten einheitlichen Binnenmarkt der Welt machen soll. „Gut gedacht, gut gemacht – das sollte unser Motto sein. Irgendwann wird aber auch der weltweite eCommerce-Markt mit annähernd gleichen Regeln unser Ziel sein“, so der Retail-Experte.

Expedition Kunde: der Customer Journey auf der Spur.
Wie die Reise des Kunden in Zeiten von Omnichannel abläuft, war Thema des nächsten Programmpunkts. Die Ergebnisse der vom Handelsverband gemeinsam mit Google und der österreichischen Post beauftragten, groß angelegten Customer Journey Studie „Expedition Kunde“ präsentierten Rainer Will und Matthias Zacek, Industry Head bei Google Austria. Zacek verwies u.a. auf die zentrale Bedeutung des Internets als digitaler Showroom für den stationären Handel.

Interessant ist auch der Erfolgsfaktor Paketzustellung bei Online-Bestellungen: „Die Zufriedenheit mit der Zustellung hängt eng mit der Wiederkaufsabsicht zusammen“, bestätigte Will. Diese Erkenntnis erfreute naturgemäß auch Thomas Auböck, Leitung Marketing & Vertrieb Brief, Werbepost & Filialen, und  Stefan Heiglauer, Leitung Paketlogistik bei der österreichischen Post. Die beiden Spitzenmanager zeigten sich hocherfreut darüber, dass die Post unter den KEP-Dienstleistern an erster Stelle landete, was den präferierten Lieferdienst betrifft.

Auch der Omnichannel Readiness Indes ORI – der erste Omnichannel Benchmark und Leitfaden für den österreichischen Handel – wurde vorgestellt. „Wir verstehen Omnichannel als Chance, den Konsumenten zu gewinnen und zu binden, online wie stationär. Mit dem ORI-Index wollten wir dem österreichischen Handel ein Tool zur Ergreifung dieser Chance an die Hand geben“, so Zacek. In Kürze werde der ORI auch als Self Check Lösung für alle Handelsunternehmen verfügbar sein, um die Kluft zwischen Kundenwunsch und Händlerwirklichkeit zu schließen, versprach Will.

Trustmark Austria Awards: and the winner is…
Einen weiteren Programmhöhepunkt bildete die traditionelle Verleihung der Trustmark Austria Awards. Harald Gutschi und Roland Deutsch, Verkaufsleiter für Österreich des langjährigen Sponsors Santander Consumer Bank, überreichten die begehrte Auszeichnung in drei Kategorien. Als bester Online Shop setzte sich die eCommerce Plattform aboutyou.at durch, deichmann.com wurde als beste Mobile Solution ausgezeichnet und in der Kategorie beste Omnichannel Experience triumphierte hornbach.at.

Die Ära der Disruption.
Kai Herzberger, Leiter eComm & Retail Fashion bei Facebook, identifizierte in seiner Keynote drei Megatrends im Retail-Bereich: erstens eine massive Veränderung des traditionellen Store-Modells, zweitens die Mobile Disruption durch den Smartphone-Boom und drittens den Siegeszug von Video-Formaten.  „Was ist für Sie schlimmer? Den Ehering zu verlieren, oder das Smartphone?“ stellte Herzberger das Publikum vor eine schwierige Entscheidung. Fazit: Wir leben in einer Ära der Disruption – und das Smartphone ist die Basis.

Trump? Ein Schluckauf in der Geschichte!
Nach der wohlverdienten Mittagspause folgte der Höhepunkt des eCommerce Day 2018: die Keynote von Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. Und das Publikum sollte nicht enttäuscht werden. Die Ministerin überzeugte mit einer inspirierenden Rede über die Chancen der Digitalisierung für den Wirtschaftsstandort Österreich. Auch die neue eCommerce-Lehre wurde thematisiert: „Aus meiner Sicht muss jeder Lehrberuf einen digitalen Anteil haben, weil sich auch die Berufe durch die Digitalisierung verändert haben. Wir brauchen aber nicht nur neue Lehrberufe, wir brauchen vor allem coole Lehrberufe“, so die Ministerin. In den nächsten sechs Monaten der österreichischen EU-Präsidentschaft werde sie das Thema Handel ganz oben auf der Agenda haben, versprach Schramböck. Angesprochen auf die jüngst von den USA eingeführten Strafzölle meinte die Ministerin: „Strafzölle haben noch nie jemandem etwas gebracht, das hat die Geschichte immer wieder gezeigt. Hier muss Europa gemeinsam handeln, wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen. Auch ein Donald Trump wird bloß als Schluckauf in die Geschichte des Handels eingehen.“

Ok Google…
Die gebürtige US-Amerikanerin Tilke Judd, Product Manager bei Google Switzerland, sprach in ihrem Vortrag über aktuelle Entwicklungen rund um Conversational Commerce und dem von ihr mitentwickelten Google Assistant. Spannend: Erst am 19. Juni wurde der Verkauf des Google Assistant Speakers auch in Österreich offiziell gestartet. Die Livedemo mit dem smarten Sprachassistenten zeigte jedenfalls eindrucksvoll: Die Voice Commerce Revolution steht vor der Tür. Das Ziel: „Help you get things done faster.“

Amazon Business: eine Erfolgsgeschichte.
Florian Böhme, Direktor Amazon Business DACH, fokussierte in seinem Vortrag auf die Digitalisierung von B2B Einkaufsprozessen und die Vorteile von Amazon Business für heimische Unternehmen. „Große Auswahl, Verfügbarkeit, niedrige Preise, bequemes Einkaufserlebnis – das versteht Amazon unter
Kundenzentriertheit“, so Böhme. Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben: Amazon Business hat in Deutschland allein im ersten Jahr nach dem Marktstart 150 000 Firmen angeschlossen. Aktuell verfügt der eCommerce-Gigant über 240 000 Business Kunden in Europa und ein Sortiment von 250 Mio. gelisteten Produkten.

Sicherheit oder Bequemlichkeit, das ist hier die Frage.
Unter dem Motto „Performance Boost durch innovative Zahlungsmethoden & künstliche
Intelligenz“ diskutierten Robert Albrecht, Head of New Business bei Paysafecash, Julian
Craemer, CEO & Co-Founder von uptain, Gerald Sebastian Eder, Key Account & Business Development Manager bei CRIF, Eustachius Kreimer, Director IT, Webshop Dev and Customer Service von Blue Tomato, und Klaus Oberlehner, Managing Partner von ecx.io in der zweiten Panel Discussion über verschiedene Ansätze und Möglichkeiten, Kaufabbrüche im E-Commerce durch kundenfreundliche Bezahlprozesse zu reduzieren.

Der Tenor: Je mehr Zahlungsmethoden ein Webshop anbietet, desto niedriger ist die Absprungrate. Das Problem: Jede Integration einer neuen Bezahloption in bestehende eCommere-Systeme ist mit hohem Aufwand und Zusatzkosten verbunden. Oberstes Gebot ist daher, bereits im Vorfeld entsprechende Kosten-Nutzen-Berechnungen durchzuführen.

Für Diskussionsstoff sorgte insbesondere das Thema 3D Secure. Diese Technologie soll die Sicherheit beim Kauf mit Kreditkarte erhöhen, sorgt aber durch zusätzliche Kontrollstufen für höhere Absprungraten. Die zentrale Frage  lautet daher: Wie kann dem Kunden ein Gefühl von Sicherheit gegeben werden, ohne den Checkout extrem umständlich zu gestalten?

Karriere mit der eCommerce-Lehre?
Ab Spätsommer 2018 können Jugendliche erstmals den neuen Lehrberuf E-Commerce-Kaufmann/-frau starten. Richard Kernbeis, Geschäftsführer der MS E-Commerce GmbH, erzählte in seiner Keynote nicht nur von den Omnichannel-Strategien der Media Markt Saturn Unternehmensgruppe in Österreich, sondern auch von seinen Plänen rund um die Lehre. So plant der europäische Marktführer
im Bereich Consumer Electronics bereits für 2018, zwei Lehrlinge im neuen Lehrberuf auszubilden. „Es ist großartig, dass die Ausbildung jetzt auf die Herausforderungen des wachsenden Online-Handels und der digitalen Welt angepasst wurde. Unsere eCommerce-Lehrlinge sind auch die Schnittstelle zu allen Mitarbeitern in unseren Märkten. Daher werden sie im Zuge der Ausbildung auch mehrere Wochen auf der Fläche arbeiten“, so Kernbeis.

Der letzte menschliche Retailer.
Den krönenden Abschluss des eCommerce Day 2018 bildete Mario Herger, CEO des Beratungsunternehmens Enterprise Garage. Herger, der selbst seit 2001 im Silicon Valley lebt, gab einen spannenden Einblick in seine Forschungsaktivitäten rund um Technologietrends mit Retail-Relevanz. Der Bogen spannte sich von smarten Robotern und Cyborgs über selbstfahrende Mini-Supermärkte bis zu den ungeahnten Möglichkeiten der Artificial Intelligence. Herger, seines Zeichens Innovationsstratege und Autor des Ratgebers Silicon Valley Mindset kennt die digitale Zukunft des Handels so gut wie kaum jemand. Seine überraschende Vorhersage: „Brick & Mortar wird wieder wichtig!“ (RED)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 3/2018

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