| |

Lkw-Maut: Mehrbelastung von bis zu 25 Prozent und Kritik an weiteren Ausnahmen

Der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) hat analysiert, wie sich die Ausweitung der Maut auf Transportunternehmen auswirkt und kommt dabei zu dem Schluss, dass abhängig von der Region mit Mehrkosten von bis zu 25 Prozent gerechnet werden muss. Zudem sprechen sich Verbände der Transport- und Logistikbranchen gegen die Befreiung einzelner Branchen aus.

Während sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) dank Lkw-Maut-Ausweitung über Mehreinnahmen in Milliardenhöhe freut, ächzen die Transportunternehmen unter der Mehrbelastung. Bereits im Juli hatte der Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. vor der zusätzlichen Milliardenbelastung für die Wirtschaft und Verbraucher gewarnt. Der Logistikdienstleister IDS sieht vor allem den Stückguttransport davon betroffen.

Anteil an mautpflichtigen Strecken steigt bundesweit um fast fünf Prozent.
Nun legt der Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure (ELVIS) nach. Wie es in der Verbandsmeldung heißt, hat man mehr als 450.000 Transportverbindungen analysiert und kommt dabei zu dem Schluss, dass die Mehrkosten im Durschnitt 5,4 Prozent betragen. In bestimmten Regionen können die Kosten jedoch auch um bis zu 25 Prozent steigen. „Bisher gab es viele Spekulationen, wie hoch die durch die Mautausweitung entstehenden Mehrkosten ausfallen. Mit unserer Studie liefern wir zuverlässige Angaben“, sagt Daniel Markus, Leiter des Bereichs ELVIS Consulting.

Tatsächlich ist es für Unternehmen nicht einfach, die Mehrkosten einzukalkulieren, weswegen man sich mit Schätzungen auf Grundlage nationaler Durchschnittswerte zufriedengeben musste. Diese bergen jedoch die Gefahr, dass Kosten im Einzelfall deutlich abweichen. Das Problem ist vor allem, dass je nach Region der Anteil an Land- und Bundesstraßen im Verhältnis zur gesamten Straßeninfrastruktur unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Deutlich wird dies im Vergleich einzelner Verbindungen: Während die Kosten auf der Strecke zwischen Bremen und Berlin um ein Prozent steigen, müssen Spediteure für eine Fahrt zwischen dem Saarland und Baden-Württemberg 25 Prozent mehr zahlen. „Die zum Teil drastischen Unterschiede haben auch uns überrascht“, so Markus. Insgesamt ist der Anteil an mautpflichtigen Strecken den Berechnungen zufolge bundesweit um durchschnittlich 4,98 Prozent gestiegen.

Besonders betroffen von der Mautausweitung ist zudem der Nahverkehr. Laut dem Verband steigen die Kosten in einem Radius von 25 Kilometern um durchschnittlich 87 Prozent. Bei einem 100-Kilometer-Radius sind es durchschnittlich 26 Prozent. Erst ab einer Entfernung von circa 500 Kilometern stagnieren die Zusatzkosten bei durchschnittlich fünf Prozent.

Erneute Ausnahmen von Lkw-Maut geplant.
Neben den steigenden Kosten monieren die Verbände der Branche die Ausnahmen bei der Lkw-Maut. Wie es in einem Statement des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) heißt, warnen der Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ), der Bundesverband Paket & Express Logistik (BIEK), der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik sowie der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) vor einer Aushöhlung der Lkw-Maut durch zusätzliche Ausnahmen für einzelne Branchen. Die Forderung der Verbände ist eindeutig: „Jeder Straßenverkehrsteilnehmer muss entsprechend seiner Nutzung zur Finanzierung der Infrastrukturinstandhaltung beitragen“. Grund der Forderung sind die Bestrebungen der Bundesregierung, die „Ungleichbehandlung“ gesetzlich zu festigen, indem „Fahrzeuge für land- und forstwirtschaftliche Zwecke mit einer Höchstgeschwindigkeit sogar bis 60 km/h von der Lkw-Maut befreit werden sollen.“ Die Verbände sind der Überzeugung, dass damit diese Verkehre im direkten Wettbewerb mit dem gewerblichen Güterkraftverkehr stehen, der die Maut in voller Höhe leistet. Weiterhin zeigen sich die Verbände verärgert darüber, dass der Bundesrat nun auch noch Ausnahmen für kommunale Entsorgungsfahrzeuge diskutiert. Es ist nicht das erste Mal, dass die Verbände Maut-Ausnahmen kritisieren. Schon im April wurde bekannt, dass beispielsweise E-Lkw von der Maut ausgenommen werden sollen. Der Verband Allianz pro Schiene sieht dies mit Blick auf den Bahngüterverkehr besonders kritisch.

Entsprechend können die Verbände nicht nachvollziehen, „warum immer mehr Fahrzeugtypen vom Solidarprinzip Lkw-Maut ausgenommen werden sollen“. Gemeinsam fordern die Verbände der Transport- und Logistikwirtschaft die Politik daher konkret auf, keine Ausnahmen von der Lkw-Maut für einzelne Branchen mehr zuzulassen.

© Toll Collect

Ähnliche Beiträge